Willkommen in der Mitte der Gesellschaft

Wie die Bremer Wohnungsgesellschaft GEWOBA und der Verein Blaue Karawane mit dem Neubauprojekt BlauHaus ein Stück Inklusion in die Bremer Überseestadt bringen.

Es ist eng auf der Baustelle am Kommodore Johnsen-Boulevard in der Bremer Überseestadt: Knapp 200 Gäste tummeln sich auf einem kleinen Platz zwischen dem halb fertiggestellten Rohbau und dem blauen Baucontainer. Es wird gelacht und geplaudert, die Stimmung ist ausgelassen, das Wetter sommerlich warm. Festlich geschmückt und musikalisch von einer Trommelgruppe begleitet, zieht ein riesiges blaues Kamel auf die Baustelle. Ein weißes Transparent verkündet: „Das BlauHaus wird gebaut“. Diese etwas andere Grundsteinlegung der GEWOBA im Sommer 2018 lässt erahnen, dass hier ein besonderes Neubauprojekt entsteht. „Nach elf Jahren der Planungen wird das inklusive Gemeinschafts-Wohnprojekt BlauHaus Realität“, freut sich Klaus Pramann vom Verein Blaue Karawane.

Inklusion leben

„Willkommen in der Mitte der Gesellschaft“, fasst Peter Stubbe, Vorstandsvorsitzender der GEWOBA, das Ziel dieses Projekts zusammen. Teilhaben, mitgestalten und selbstbestimmt leben, ohne Ausgrenzung aus der Gesellschaft, darum geht es. „In einer inklusiven Gesellschaft existiert erst gar nicht der Versuch, „Normalität" zu definieren. Egal ob Du oder Ich, behinderte Menschen, kranke Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund oder ältere Menschen – jeder ist als fester Bestandteil unserer Gesellschaft als vollwertiges Mitglied anzusehen“, betont Pramann. Seit knapp 30 Jahren beschäftigt sich der Verein Blaue Karawane mit dem Thema Inklusion und zeigt, dass das Zusammenleben auch ohne Ausgrenzung stattfinden kann und nicht von den Regeln institutioneller Betreuung bestimmt sein muss. Geburtsstunde der Blauen Karawane war die Auflösung der geschlossenen Klinik Kloster Blankenburg 1989. „Kaum vorstellbar, aber vor 30 Jahren war es üblich, Menschen, die dringend Hilfe benötigten, von der restlichen Gesellschaft auszugrenzen und in geschlossenen Anstalten festzuhalten“, berichtet Pramann. „Es war ein entmündigendes Leben unter katastrophalen Umständen, ohne Selbstbestimmung und Freiheiten. Die Menschen wurden wie Ausgestoßene behandelt.“ Das ehemalige Kloster nahe Oldenburg diente der Bremer Landespsychiatrie als Ort, wo all jene untergebracht wurden, die in der Gesellschaft keinen Platz fanden. Aus diesen Überlegungen ist vor über zehn Jahren die Idee des BlauHauses entstanden – ein Projekt zum inklusiven Leben, Wohnen und Arbeiten. Gemeinsam mit der GEWOBA, den QUIRL Kinderhäusern, der Inklusiven WG und dem Martinsclub Bremen setzt der Verein das Bauprojekt im Herzen des ehemaligen Bremer Überseehafens jetzt um. Ob mit oder ohne Einschränkung – die zukünftigen Bewohner leben gemeinsam unter einem Dach – in einer eigenen Wohnung oder in einer Wohngemeinschaft. Ein professionelles Betreuungsangebot kann den Bewohnern auf Wunsch und bei Bedarf durch den Martinsclub zur Seite gestellt werden.

Als Investorin und Bauherrin engagiert sich die GEWOBA dafür, dass aus einer Idee gebaute Wirklichkeit wird. „Der Auftrag der GEWOBA ist im Kern sehr sozial: Wir bieten den Menschen im Land Bremen Wohnungen zu fairen Preisen. Das Angebot des BlauHauses richtet sich an diejenigen, denen es aus verschiedenen Gründen schwer fällt, auf dem normalen Wohnungsmarkt fündig zu werden“, berichtet Peter Stubbe. „Deshalb stand für uns fest, dass wir die Idee dieses inklusiven Projektes unterstützen, weiterentwickeln und umsetzen. Mit dem BlauHaus schaffen wir in Bremen ein Wohnprojekt, das den Inklusionsgedanken konsequent verwirklicht.“

Doch gut Ding will Weile haben. „Fünf Parteien an einen Tisch zu bekommen und die Wünsche und Vorstellungen aller in einem Wohnprojekt zu vereinen, war eine sehr große Herausforderung“, berichtet Johann Plagemann. Der Projektleiter bei der GEWOBA betreut das Projekt seit 2013. Die Vorstellungen der Blauen Karawane mussten mit den realen Gegebenheiten abgestimmt werden, es wurde viel und teilweise hitzig diskutiert, Pläne verfasst, geändert und neu erstellt. Nach und nach erhielt die Vision eine reale Kontur. Im Sinne des Inklusionsgedankens ‚Jeder ist nützlich. Jeder wird gebraucht‘ brachten alle Partner ihre jeweiligen Kompetenzen ein. Der Projektleiter erklärt: „Wir haben bereits in einigen Objekten alternative und inklusive Wohnformen in Kooperation mit institutionellen und privaten Partnern umgesetzt, beispielweise in Huckelriede mit dem Martinsclub. Für die konzeptionelle Planung des BlauHauses konnten wir somit auf Erfahrungen zurückgreifen.“ Welche Wohngrundrisse werden gebraucht? Welche baulichen Aspekte müssen berücksichtigt werden? „Als Bauherrin halten wir viele Fäden in der Hand und mussten tragfähige und finanzierbare Lösungen entwickeln“, so Plagemann. Und Pramann ergänzt: „Die GEWOBA hat unsere Ideen bei der baulichen Realisierung tatkräftig unterstützt und sich mit erstaunlicher Feinfühligkeit auf die konzeptionellen Anliegen der Blauen Karawane eingelassen.“

Mehr als Wohnen: Gemeinschaftlich und inklusiv leben im BlauHaus

Auf das Ergebnis können sich die zukünftigen Bewohner jetzt schon freuen: Das BlauHaus-Areal umfasst zwei fünfgeschossige Wohngebäude und ein eingeschossiges Quartierszentrum mit Werkstattflächen - die „Blaue Manege“. Geplant sind insgesamt 84 barrierefreie Wohnungen, von denen 50 öffentlich gefördert sind. Die Wohnungsgrößen und Grundrisse tragen den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner Rechnung: von kompakten Mikro-Appartements mit 30 Quadratmetern für Studenten über Vier-Zimmer-Wohnungen mit 85 Quadratmetern für Familien bis hin zur großen Zwölf-Zimmer-Wohnung mit knapp 330 Quadratmetern für eine achtköpfige Wohngruppe. Zwei durch den Martinsclub betreute Wohngemeinschaften bieten Menschen mit Beeinträchtigung die Möglichkeit, selbstbestimmt zu wohnen. In eine Wohnung wird die Inklusive WG mit acht Personen einziehen. Einige Wohnungen sind an die speziellen Bedürfnisse von schwerbehinderten Rollstuhlfahrern angepasst. Knapp 170 Menschen aller Altersstufen sollen Ende 2019 einziehen. Ein begrünter Gartenhof im Herzen der Anlage schafft für die Bewohner und Nachbarn einen Ort für Begegnungen und lädt zum gegenseitigen Austausch ein. Breite Zugänge am Kommodore-Johnsen-Boulevard und an der Schwabensteinstraße sowie ein Durchgang im zur Herzogin-Cecilie-Allee gelegenen BlauHaus-Nord, öffnen den Hof in die Nachbarschaft. So will das BlauHaus eine Brücke in das wachsende Umfeld schlagen und ein lebhafter, gesellschaftlich-kultureller Treffpunkt im Quartier werden.

„Das Ziel ist gelebte Inklusion – im BlauHaus selbst, im Stadtteil und darüber hinaus“, so Klaus Pramann. Zum neuen Stadtteilmittelpunkt soll sich das Quartierszentrum „Blaue Manege“ entwickeln. In dem knapp 670 Quadratmeter großen Gebäude finden Ateliers für handwerkliche und künstlerische Arbeiten Platz. In einem „Beschäftigungsmix“ werden hier Hauptberufliche, Engagierte, Ehrenamtliche und Rentner vieler Nationen zusammen arbeiten – sei es in der anleitenden oder der lernenden Nutzerrolle. In das Erdgeschoss des Wohnhauses Süd zieht das Kinderhaus BLAU des Vereins QUIRL Kinderhäuser ein. Alle Kinder – mit und ohne Förderbedarf – sind hier willkommen und werden entsprechend ihrer Bedürfnisse gefördert und gefordert. „Mitten in der Überseestadt schaffen wir mit dem BlauHaus einen Ort der Begegnung für Erwachsene und Kinder, für Besucher, Nachbarn, Freunde und Fremde. Hier soll ein neuer Mittelpunkt entstehen, ein Kristallisationspunkt für ein buntes und vielfältiges Leben im neuen, alten Hafenquartier“, betont Peter Stubbe.

Christine Dose

GEWOBA-Pressesprecherin
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